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Schlafstörung und Schlafmangel

Schlafstörung und Schlafmangel – Folgen für die Gesundheit

Schlaf ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens

So dient er nicht nur zur Erholung, sondern fördert auch die Gesundheit und das allgemeine Wohlergehen. Oftmals wird dieser dynamische Schlafprozess jedoch durch drei auftretende Faktoren gestört. So können das Unvermögen ein- oder durchzuschlafen, eine erhöhte Tagesschläfrigkeit oder schlafassoziierte motorische Phänomene dafür sorgen, dass viele unter einem schlechtem Schlaf bzw. Schlafstörung leiden.

Wann muss ich zum Arzt?

Probleme der Initiierung und Aufrechterhaltung des Schlafes werden als Insomnien bezeichnet. Bei einer Dauer von unter 4 Wochen spricht man von vorübergehenden Insomnien, welche nicht unbedingt einer Behandlung bedürfen. Bei längerem Auftreten solcher Beschwerden muss jedoch eine ärztliche Abklärung stattfinden, um mögliche Symptome anderer Erkrankungen oder eine eigene Entität ausschließen zu können. Diese oben beschrieben Insomnien treten jährlich bei bis zu 30% der Bevölkerung auf.

Chronische Schlafstörung

Können Insomnien nicht durch andere Erkrankungen erklärt werden, bezeichnet man sie als nichtorganische Insomnien. Dieser Form tritt in der Bevölkerung bis zu etwa 6% auf und verläuft meist chronisch. So klagen 70% der Betroffenen auch nach einem Jahr noch von einem negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit oder Tagesbefindlichkeit. Weiterhin wurde durch Studien belegt, dass solche Ein- oder Durchschlafstörungen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen oder gar Suizidalität führen können(e4-7); auch ein Einfluss auf den Alkoholkonsum (e10) und eine mögliche Erkrankung an Demenz (e8) werden angenommen. 

Schlafstörung als Folge einer Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Zeit

Neben den Ein- und Durchschlafstörungen gibt es auch eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus, welche zu Schlafproblemen beitragen kann. Bei diesen so genannten Zirkadianen Störungen verschiebt sich die innere Uhr aufgrund von Schichtarbeit, Nachtarbeit, Wechselschicht (e24) etc., welche somit das Körpersystem in seinen Aktivitäten, z.B. Verdauung, beeinflussen. In Phasen mit großer Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Zeit kann die innere Uhr nachts Aktivität vorgeben, was zu Schlafstörungen führt und tagsüber Schlafentzug und Ruhebedürfnis signalisieren, was Tagesmüdigkeit bewirkt. Diese Tagesmüdigkeit äußert sich z.B. durch Schläfrigkeit und plötzliches Einschlafen tagsüber, was zu Leistungsminderungen führen kann. Mittels eines Schlaftagebuches können solche Störungen diagnostiziert werden (e28), damit ihnen im Anschluss entgegengewirkt werden kann. In 40-57% der Fälle stellt eine Behandlung mit melatoninergen Medikamenten und Verhaltensmaßnahmen den ursprünglichen Tag-Nacht-Rhythmus wieder her (e29, e30). Typische Erkrankungen, die sich auf den Schlaf und die Tagesmüdigkeit auswirken, sind die Narkolepsie und die idiopathische Hypersomnie. Hauptsymptome dieser Hypersomnolenzen zentralen Ursprungs sind eine exzessive Tagesschläfrigkeit oder überlange Schlafphasen, die nicht bedingt sind durch andere Schlafstörung oder Erkrankungen. Weiterhin kann es bei Narkolepsie zu Kataplexien (kurzfristige Erschlaffung der Muskulatur) kommen, wodurch die Erkrankungen in Typ I (mit Kataplexie) und Typ II (ohne Kataplexie) unterteilt wird. Symptome hierbei sind hypnagoge Halluzinationen (Halluzinationen, die während des Einschlafens auftreten können), Schlaflähmungen, automatisierte Handlungen und ein unterbrochener Nachtschlaf (2). 
Bei einer idiopathischen Hypersomnie liegen die REM-assoziierten Symptome wie Schlaflähmung oder Kataplexie nicht vor.
Es wird angenommen, dass diese Erkrankungen auf eine Autoimmunerkrankung zurückzuführen sind, bei welcher es zu einer Störung des Hypokretin-/Oxerin-Systems (Wachheitssteuerung) und des Hirnstammsystems kommt.
Um eine Erkrankung diagnostizieren zu können, gibt es unter anderem die Methode, dass man fünfmal am Tag aufgefordert wird einzuschlafen. Erfolgt dies in weniger als acht Minuten, ist es ein Indiz für das Bestehen einer Erkrankung.
Diese Art von Schlafstörung tritt bei etwa 25-50 von 100.000 Personen auf (e34).

Schlafstörung als Folge einer Atmungsstörung

Ein weiterer Grund für erhöhte Tagesschläfrigkeit kann die so genannte obstruktive Schlafapnoe (OSAS) sein. Diese im Schlaf auftretenden Atmungsstörungen treten bei etwa 2-7% der Erwachsenen in Deutschland auf (3) und können in Wechselwirkung mit neurologischen oder psychologischen Erkrankungen stehen. Bei einer bestehenden Wechselwirkung mit psychischen Störungen kann es zu einer Verschlechterung der Therapie von Depressionen kommen. Solche Atmungsstörungen stellen ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Entwicklung von Vorhofflimmern dar und beeinflussen das Überleben bei einem Schlaganfall negativ (e50, e49). Auch kann es zu einer erschwerten Behandlung von Epilepsien kommen (e51).

Schlafwandeln, oder vom Restless-Legs-Syndrom (RLS)

Kommt es nachts zu unwillkürlichen Einzelbewegungen oder Bewegungsmustern, die von dem Betroffenen meist erst durch Verletzungsfolgen wahrgenommen werden, spricht man von Parasomnien, z.B. Schlafwandeln, oder vom Restless-Legs-Syndrom (RLS).  Non-REM-Parasomnien beginnen meist im Kinder- oder Jugendalter und beinhalten unter anderem das Aufschrecken aus dem Schlaf, oft in Kombination mit Schreien, oder das Schlafwandeln. Meist lässt dies im Erwachsenenalter jedoch nach und ist im Allgemeinen gut behandelbar.
Bei REM-Schlafstörungen treten Bewegungen primär im Traumschlaf auf und beinhalten Vokalisationen (Reden oder heftiges Schreien). Bei diesen teils komplexen Bewegungsabläufen kann es zu erheblicher Gefahr von Selbst- oder Fremdverletzung kommen. Da Betroffene dies jedoch meist verschlafen, erfordert es einer Fremdbeurteilung und Schlaflaboruntersuchung, bei welcher ein erhöhter Muskeltonus festgestellt werden kann. Ein solches Vorhandensein von Bewegungsabläufen während des Schlafes kann ein Vorläufer von neurodegenerativen Erkrankungen sein, wie zum Beispiel Parkinson.
Das Restless-Legs-Syndrom tritt primär in ruhigen Situationen, wie zum Beispiel vor dem Einschlafen, auf und wird unter anderem deutlich durch Schmerzen oder Kribbeln in den Beinen. Diese Erkrankung tritt bei etwa 6-9% der Bevölkerung auf und ist bedingt durch genetische Faktoren in Zusammenhang mit Eisenmangel, Niereninsuffizienz, Herzerkrankungen, Diabetes oder Parkinson.

Obstruktive Schlafapnoe (OSAS)

Ein weiterer Grund für erhöhte Tagesschläfrigkeit kann die so genannte obstruktive Schlafapnoe (OSAS) sein. Diese im Schlaf auftretenden Atmungsstörungen treten bei etwa 2-7% der Erwachsenen in Deutschland auf (3) und können in Wechselwirkung mit neurologischen oder psychologischen Erkrankungen stehen. Bei einer bestehenden Wechselwirkung mit psychischen Störungen kann es zu einer verschlechterten Therapie von Depressionen kommen. Solche Atmungsstörungen stellen ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Entwicklung von Vorhofflimmern dar und beeinflussen ein Überleben bei einem Schlaganfall negativ (e50, e49). Auch kann es zu einer erschwerten Behandlung von Epilepsien kommen (e51).

Schlafstörung als Folge einer psychiatrischen Erkrankung

In 50% der Fälle sind psychiatrische Erkrankungen für Ein- und Durchschlafstörungen verantwortlich, aber auch Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems tragen dazu bei. 

Medikamente gegen Schlafstörungen und deren Wirkung

Häufig werden Schlafmedikamente herangezogen, um die Symptomatik zu mildern; diese mindern jedoch nur kurzzeitig das Leiden. 

Mayer G, Arzt M, Braumann B, et al.: S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen Kapitel „Schlafbezogene Atmungsstörungen bei Erwachsenen“. Somnologie 2017; 20 (Suppl s2): S97-180.

Pollmächer T, Wetter TC, Happe S, Richter K, Acker J, Riemann D: Schlafmedizinische Differentialdiagnostik in Psychiatrie und Psychotherapie. Nervenarzt 2014; 85: 57-66

Remi J, Pollmächer T, Spiegelhalder K, Trenkwalder C, Young P: Sleep-related disorders in neurology and psychiatry. Dtsch Arztebl Int 2019; 166: 116-6. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0681

Ruoff C, Rye D: The ICSD-3 and DSM-5 guidelines for diagnosing narcolepsy: clinical relevance and practicality. Curr Med Res Opin 2016; 32: 1-12

Mit „e“ gekennzeichneten Literatur: www.aerzteblatt.de/lit4119